Arfrade zittert vor dem Feuerteufel
In Arfrade wird gerätselt: Mit einer Ausnahme brachen alle Brände an einem Wochenende aus. Kann ein Brandstifter in Frage kommen? Es wird für ausgeschlossen gehalten: In dem kleinen Dorf würde jeder Fremder auffallen. Aber: Jeder Einheimische hatte immer eine glaubwürdige Entschuldigung parat, würde er auf einem Hof angetroffen.
Das Misstrauen breitet sich in Arfrade aus. Die Kriminalpolizei steht vor zeitraubender Kleinarbeit: Und die Zeiträume zwischen den Großbränden sind immer kürzer geworden: der Vier-Monate-Rhythmus, der sich bei den letzten Großbränden erkennen lässt, ist nicht echt. Schon am 24. November 1967, fand der Landwirt Wilken zufällig eine brennende Kerze in seinem Stall, die erste und bisher einzige Spur, die mit Sicherheit auf einen Brandstifter schließen ließ.
Trotz großer Bemühungen der Kriminalpolizei konnte ein Brandstifter nicht überführt werden. Die Brandserie wurde nie aufgeklärt.
Es entstand ein Sachschaden von insgesamt 1.850.000 DM. Folgende Gebäude wurden ein Raub der Flammen:
01.08.1964, 12:45 Uhr
Die Freiwillige Feuerwehr Arfrade rückte zu einem Brand bei Landwirt Lübbe Cassens aus. Das Feuer begann im 220 Jahren alten Wirtschaftsgebäude und griff schnell um sich und zerstörte das Wohnhaus und die Stallungen. Auch durch die Hilfe der anderen gerufenen Wehren gelang es nicht die Gebäudeteile zu retten. Als Ursache halten die Sachverständigen die Selbstentzündung von Heu für möglich. Es ist das erste Großfeuer seit „ewigen Zeiten“ in Arfrade. Es entsteht ein Schaden von 350.000 DM.
24.07.1965, 13:15 Uhr
Auf der anderen Straßenseite – fast genau gegenüber von dem abgebrannten Hof Cassens, bricht beinahe auf den Tag genau nach einem Jahr auf dem Hof des Landwirtes Walter Dohse ein Feuer aus. Das Feuer wird wieder zur Mittagszeit, gegen 13.15 Uhr entdeckt. Auch dieses Feuer entstand wieder im Wirtschaftsgebäude und griff ebenfalls auf das Wohngebäude über. Trotz Hilfe der Lübecker Berufsfeuerwehr gelang es ebenfalls nicht, die Gebäude vor den Flammen zu retten. Als Brandursache wird erneut Selbstentzündung des frisch gelagerten Heues angenommen. Der Schaden beläuft sich rund 250.000 DM.
21.05.1967, 13:45 Uhr
22 Monate war es ruhig. Dann wird um 13.45 Uhr der Landwirt Werner Flick, der gerade an seinem Schreibtisch sitzt, durch ein lautes Knallen der Kuhstall-Bedachung aufgeschreckt: „Es hörte sich an, als sei ein Flugzeug abgestürzt“. Mit diesem Knall begann das dritte Großfeuer in Arfrade. Das kombinierte Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde ein Raub der Flammen. Ebenfalls brannten die Stallungen, die Werkstatt, die Trocknungsanlage und Silos nieder. 860 Hühner, zehn Kälber und eine Sau kommen in dem Feuer um. Die Lübecker Feuerwehr, die gegen 15.00 Uhr alarmiert wurde, sicherte noch einen Tank mit 2500l Dieselöl. Schaden 700.000 DM.
20.09.1967, 19:15 Uhr
In Arfrade heulten die Sirenen gegen 19.15 Uhr. Nach den ersten drei Mittagsbränden eine ungewöhnliche Zeit, auch der Wochentag: Es ist ein Mittwoch, die ersten beiden Brände fielen auf einen Sonnabend und der dritte auf einen Sonntag. In Flammen steht das mit strohbedeckte Wirtschaftsgebäude (Vier-Ständer-Scheune auf dem Arfrader Hof) des Landwirtes August Oerke. Sie erfassen 150 Zentner Weizen, vernichten landwirtschaftliche Maschinen, darunter auch ein Mähdrescher. Die Scheune brannte vollständig nieder. Ein Übergreifen auf die anderen Gebäude konnte durch die Unterstützung der Nachbarwehren verhindert werden. Der Schaden schlägt bei der Versicherung mit 150.000 DM zu Buche.
20.01.1968, 20:00 Uhr
Mit seiner 80jährigen Mutter hat der Landwirt Hans Wilken geraden einen „blauen Rock“ gesehen, als die Sirenen neuen Schrecken verbreiten. Zwei Kinder haben den Alarm ausgelöst. Bauer Wilken eilt ins Freie und sieht: es brennt die Scheune seines Hofes. Zu retten ist nichts mehr. De Scheune des Landwirtes brennt bis auf die Grundmauern nieder. Der Schaden wird auf 150.000 DM geschätzt.
18.05.1968, 13.00 Uhr
Rund vier Monate später, nach dem Brand bei dem Landwirt Hans Wilken, werden die Arfarder Feuerwehrleute erneut durch lautes Sirenengeheul zum Einsatz gerufen. Großfeuer bei dem Landwirt Claus Kolmorgen. Das Wirtschaftsgebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Tiere konnten, durch schnelles Handeln der Feuerwehr, noch aus den Stallungen gerettet werden. Es entstand ein Schaden von rund 250.000 DM.
Zeitungsartikel und Fotos